Global denken - lokal handeln

Kommunaler Aktionsplan zur Energie-Wende in Hofheim bis zum Jahr 2030

Nach dem Beschluss der Bundesregierung zum Ausstieg aus der Atomenergie einerseits und nach den Zielen des Bündnisses der “100 Kommunen für den Klimaschutz in Hessen”, in welchem die Stadt Hofheim Mitglied ist, andererseits, kommen auch auf die Bürger und die Stadt Hofheim unabwendbare und große, gemeinschaftliche wie individuelle Herausforderungen zu. Für eine Energie-Wende muss besonders auf lokaler Ebene -dringend- gehandelt werden.

Die Energieversorgung der Bundesrepublik Deutschland steht vor einem fundamentalen Umbau: weg von der fossilen / atomaren Basis hin zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft. Dabei wird der Wohlstand unserer Gesellschaft von mehreren Seiten bedroht: Seit Fukushima ist allen klar geworden, dass Atomtechnologie immer ein zu großes Restrisiko in sich birgt. Seit der großen Umweltkonferenz in Rio 1992 wissen wir, dass wir Menschen die Atmosphäre unserer Erde schonen und damit aufhören müssen – so schnell wir können – klimaschädliche Abgase in unsere Atemluft zu entlassen. Allem voran müssen wir damit aufhören, fossile Stoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas für die Herstellung elektrischer Energie und für den Antrieb unserer Mobilität zu verbrennen. Wir müssen diesen Vorgang durch erneuerbare Energien, durch geschlossene CO2-Kreisläufe ersetzen.

Darüber hinaus erreicht uns die Botschaft vom „Peak-Oil“. Damit wird gesagt, dass wir auf dieser Erde den Gipfel der Fördermenge von Erdöl erreicht haben! Seit gestern wird täglich weniger Rohöl gefördert und jeder kann sich denken, was das bedeutet: Die Verknappung wird erstens extreme Verteuerung mit sich bringen. Und zweitens diskutieren schon jetzt die Militärs darüber, wie die Verteilung der letzten Fördermengen „robust“ gesichert werden kann. Mit anderen Worten: Der Irakkrieg war nicht der erste Krieg um Öl und wird vor allem nicht der letzte gewesen sein. Wir müssen dieses erkennen und durch kluges, weitblickendes Handeln in Hofheim und der Region Main-Taunus die Energieversorgung der Zukunft sicherstellen.

Die Basis einer nachhaltigen Energiewirtschaft beruht auf drei Grundsäulen:

Energieeffizienz: ergiebige Nutzung der Energieträger einschließlich erneuerbarer Energien.

Suffizienz: maßvoller Umgang mit Energien

Konsistenz: Nutzung der Ökosysteme ohne sie zu zerstören, einschließlich geschlossener Produktkreisläufe

Die Beachtung dieser notwendigen Grundlagen unseres Handelns – plus des Ziels einer sozial harmonischen Gesellschaft – steht auch hinter dem Nachhaltigkeits-Index NAX, den die Hofheimer Lokale Agenda 21 entwickelt und der Verwaltung der Stadt Hofheim als Richtschnur ihres Handelns empfohlen hat. Diese Grundstrategien entsprechen den Grunddimensionen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Gesellschaft / Soziales und Ökologie.

Als nachhaltig gilt die Versorgung aus erneuerbaren Energien, aus den uns täglich erreichenden natürlichen Energievorkommen in allen vorliegenden Formen wie:

• Wärmegewinnung aus Sonnenstrahlen (Solarthermie)
• direkte Umwandlung von Sonnenstrahlen in Elektrizität (Photovoltaik)
• Windenergie und deren Umwandlung in Elektrizität - wie auch zur Herstellung und Speicherung von Windgas
• Ernte und Speicherung von Biomasse (Grünschnitt, Holz, auch Bioabfall) und deren Umwandlung in Elektrizität oder wahlweise Ersatz von Erdgas, evtl. auch Bio-Wasserstoff
• Nutzung von Wasserkraft aus Fließgewässern zur Gewinnung von Elektrizität
• Zusätzlich besteht evtl. auch in unserer Region noch die Möglichkeit, die Wärme des Erdinneren zu nutzen (Geothermie).

Welche Formen der regenerativen Energiegewinnung auf der Gemarkung Hofheim, im Main-Taunus-Kreises und im Umland Rhein-Main sich als sinnvoll erweisen, sollte die Stadt Hofheim, im Verbund mit Kreis und Region, durch Fachinstitute, Ingenieurbüros und Einrichtungen des Landes Hessen so rasch wie möglich in einem Energiewende-Konzept ausarbeiten lassen. Eine notwendige Voraussetzung zur regionalen Umsetzung eines solchen Konzeptes erscheint uns, die Handlungskompetenz in kommunaler Verantwortung sicherzustellen, sprich: die Stadtwerke so zu befähigen, dass sie Träger der Entwicklung werden können.

Moderne Energieeffizienz – „Die ökologischste Energie ist die, die nicht verbraucht wird!“

Eng verbunden damit ist die Erkenntnis, dass dieser kolossale Umbau unserer Energiegewinnung auch mit einer Änderung des Energieverbrauches durch die Bevölkerung verbunden ist. Hier gilt es, die damit verbundenen Chancen zu identifizieren und zu nutzen. Die Einführung von „smarter“ Energieeffizienz in allen Bereichen unseres Lebens erscheint uns als Königsweg in den Start der Energiewende.

Oft jedoch wird Energieeffizienz nur unter dem Aspekt des Sparens und damit des Verzichts gesehen. Deshalb stößt dieses Thema beim Einzelnen unweigerlich auf Widerstand.

Es bedarf großer Anstrengungen in der Aufklärung der Bevölkerung, damit die Menschen nachvollziehen können, welcher immense Gewinn an Lebensqualität und nicht zuletzt an finanzieller Autonomie mit dem Vermeiden von unsinnigem Energieverbrauch verbunden ist. Nur wenn die Menschen diese Einsicht gewinnen, werden sie auch demokratisch stabil die Veränderung tragen und fördern. Deshalb stellen wir dem eher technischen Konzept des fundamentalen Umbaus der Energieversorgung zumindest gleichwertig der Bevölkerung attraktive Konzepte modernen Energieverbrauchs durch Steigerung
der Energie-Effizienz und des maßvollen Umgangs mit Energie an die Seite.

Kommunale Strategie: nachhaltiges Energiekonzept

Der von der Hofheimer Lokalen Agenda 21 erarbeitete Nachhaltigkeitsindex NAX enthält quantifizierte Kriterien zur Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien. Die Bemühungen um die Umstellung der Energieversorgung in Hofheim auf erneuerbare Energien, die deutliche Verminderung des CO2-Ausstoßes und die Erschließung heimischer Energiequellen prägen entsprechend die Arbeit des Energie-Forums Hofheim von Beginn an. Die Erarbeitung eines nachhaltigen Energiekonzeptes für Hofheim (NEK) durch ein externes Institut soll ein über die nächste Dekade andauerndes, sinnvoll aufeinander abgestimmtes Handeln aller lokalen und regionalen Akteure ermöglichen und diesen Motivation und Planungssicherheit geben. Grundsatz muss dabei die kommunale Verantwortung und regionale Umsetzung sein.

Ein wesentlicher Akteur beim Umbau auf nachhaltige Energieversorgung kann und soll die Stadt Hofheim selbst sein. Wie in vielen Gemeinden Deutschlands so gilt es auch hier, die Stadtwerke wieder zum Dreh- und Angelpunkt der Energieversorgung zu machen.

Deutschland hat als modernes Land eine Fülle von Erfahrungen in der kommunalen Energieversorgung. Aufgabe des Energiekonzeptes wird es sein, technisch und haushaltstechnisch die geeigneten Komponenten intelligent auszuwählen und die Schritte zu ihrer Einführung bzw. Umsetzung in einem machbaren Plan darzustellen.

Regionales Netzwerk & Wirtschaftspolitik

Auf lange Sicht werden die nach Deutschland importierten Energiequellen sich erschöpfen: Sie sind nicht nachhaltig. Es wird mit ständigen Preissteigerungen zu rechnen sein, siehe z.B. Öl. Auch werden die Auseinandersetzungen um „den letzten Tropfen“ höchstwahrscheinlich nicht harmlos verlaufen und den Preis für die bisherige Form der Energieversorgung noch einmal in die Höhe treiben.

Das sollte für Hofheim Anlass genug sein, sich mit der gesamten Region Rhein-Main aktiv um eine nachhaltige Energieversorgung zu kümmern. Erst im regionalen Verbund entstehen die Möglichkeiten und Skaleneffekte, die für ein erfolgreiches Handeln jetzt     – nicht erst in Jahren - erforderlich sind.

Das kooperative politische Handeln für eine regionale nachhaltige Energieversorgung und für eine weitere Ausgestaltung der Effizienz bei der Energienutzung ist Wirtschaftspolitik und –förderung im allerbesten Sinne. Die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft mag kurzfristig durch die Herausforderungen des Umbaus der Energieversorgung unter Stress geraten, aber absehbar wird die Umsetzung aus den jetzt erforderlichen Anstrengungen schon mittelfristig einen Standortvorteil von überzeugender Güte ergeben.

Einbindung in Förderprogramme

Die meisten Bürger entscheiden beim Kauf nach dem aktuellen Preis, auch bei der Energieversorgung. Deshalb ist es eine große Aufgabe der Politik, hier durch Weitblick und übergeordnete Rationalität rechtzeitig die Weichen zu stellen. Mit dem EEG und vielen anderen Gesetzen wird entsprechend eine Entwicklung hin zur nachhaltigen Energieversorgung angestrebt. Auf kommunaler Ebene können Anreize – auch finanzielle - für die Bürger geschaffen werden, Energieeffizienz und maßvollen Umgang mit Energie als erstrebenswert und ökonomisch sinnvoll anzusehen.

Auf europäischer Ebene sind umfangreiche Förderprogramme entwickelt worden und aktuell im Bereich des Energie-Kommissars Oettinger mit einem sehr langen Planungshorizont im Entstehen. Ab 2012 ist mit neuen, großen Programmen zu rechnen, die auch und gerade die kommunale Energiewende und die hierzu erforderliche Öffentlichkeitsarbeit unterstützen werden. Die Stadt Hofheim kann ihr nachhaltiges Energiekonzept in Einklang mit diesen Förderrichtlinien bringen und rechtzeitig personell und sachlich für Voraussetzungen sorgen, dass diese Mittel auch für die nachhaltige Stadtentwicklung Hofheims zur Verfügung stehen.

Elemente aus unserem aktuellen Aktionsplan

Hearing zum Energie-Wende Konzept 2030 der Stadt Hofheim

Das Energie-Forum Hofheim schlägt der Stadt Hofheim vor (und begleitet das Vorhaben), ein öffentliches Hearing zum Energiewende Konzept 2030 zeitnah durchzuführen. Unser Ziel ist es, dass sich die regionalen und professionellen “Player” der Energiewende aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik rund um Hofheim, also aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet kennen lernen und sich in ihrer Arbeit künftig rascher und direkter aufeinander beziehen können. Wir denken dabei an: unsere Partner-Initiativen aus Frankfurt, Wiesbaden, dem Rheingau, die gesamte Bauindustrie und das Bau-Handwerk, die Energieversorger der Region, die Deponie Wicker, Hessen Energie, Energieberatungsbüros … wen kennen Sie noch?

Energie-Wende Messe Hofheim 2030

Große öffentliche Veranstaltung in der Stadthalle an einem Freitag / Samstag

Ablauf: öffentliche Ausstellung von Exponaten zur Effizienz des Energieverbrauches, insbesondere im privaten Verbrauch (Wohnen, Arbeiten, Mobilität); Begleitende Vortragsreihe und Veranstaltungen (insbesondere am Freitag)
Kooperationspartner: BVMW, IHH, IHK, Stadt Hofheim, Hofheimer Innovationszentrum hiz, ...
Zielgruppe: Agenda21-Umfeld, Business-Kontakte der Stadt; Hausbesitzer, Industrie und Handwerk

Energiewende-Haus 2030

Konzeption und attraktive Ausarbeitung für ein Energiewende-Haus 2030 in Hofheim als regionale Anlaufstelle für alle Interessierte zusammen mit HWB, Stadt Hofheim, sowie lokalen + regionalen Anbietern von Haus- und Energietechnik.

Das Haus soll möglichst umfassend erlebbar machen, wie das energiesparende Leben mit hohem Komfortgewinn verbunden ist und wie leicht der Einstieg in diese Veränderung im tag-täglichen Leben möglich ist.

Mitmachen – Weitersagen – Mitmachen –Weitersagen - Mitmachen

Jedermann und jede Frau ist herzlich eingeladen, sich für die Energiewende in unserer Gruppe zu engagieren. Melden Sie sich einfach unter energie-forum-hofheim@googlegroups.com an und lassen Sie sich die Einladung zu unserem nächsten Arbeitstreffen zuschicken. Jedes Talent ist uns willkommen!!

Kontakt ist jederzeit mit einem unserer Mitglieder möglich:
Albrecht Martin Tel.: 06192 977153 oder
Roland Schnabel Tel.: 06192 26466